Handwerk fordert Azubi-Ticket zur Stärkung ländlicher Regionen
In einigen Tagen beginnen Theo M. und Ben L. ihre Ausbildung als Landmaschinenmechatroniker in der Schröder Landtechnik GmbH in Penzlin und Friedland, Mariam H. ihre Ausbildung zur Zahntechnikerin im Unternehmen „Zahntechnik am Stadthafen“ in Rostock.
„Insgesamt sind in diesem Jahr bisher 850 neue Ausbildungsverträge im Bereich der Handwerkskammern abgeschlossen worden. Somit geben vor allem Handwerksbetriebe gerade auch in ländlichen Regionen Jugendlichen eine berufliche und soziale Perspektive“, betont der Präsident der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern Axel Hochschild. Unter den Auszubildenden, die in diesem Jahr in die handwerkliche Ausbildung starten, sind mehr als 30 Jugendliche mit ausländischer Herkunft. Ausbildungsberater und die Willkommenslotsin der Handwerkskammer begleiten potenzielle Lehrstellenbewerber, deren Eltern und die Ausbildungsbetriebe auf dem Weg der Berufsorientierung und Ausbildung in den rund 130 handwerklichen Berufen.
Fachkräfte werden nach den Worten von Präsident Hochschild dringend im Handwerk gebraucht. Die Auftragsbücher seien in allen Branchen nach wie vor gut gefüllt. „Zugleich wirken sich die Folgen der demografischen Entwicklung im Handwerk spürbar aus. Derzeit werden im Kammerbereich rund 600 freie Ausbildungsplätze in allen Branchen angeboten. Insgesamt hat sich die Anzahl der Auszubildenden seit Mitte der 90er Jahre in den neuen Bundesländern mehr als halbiert, in den alten Ländern ist sie hingegen nur um 12 Prozent gesunken. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen zur Stärkung der dualen Ausbildung für Betriebe und junge Menschen hier dringend weiter verbessert werden“, so der Präsident.
In Mecklenburg-Vorpommern sind seit der Wende rund zwei Drittel der Berufsschulen von der Karte gestrichen worden. Auszubildende in Mecklenburg-Vorpommern müssen nunmehr mit durchschnittlich 51 Kilometern deutlich weitere Entfernungen zu den Berufsschulen zurücklegen als im Süden und Westen Deutschlands. Für die Azubis bedeuten diese weiteren Fahrten zugleich höhere Kosten. „Deshalb fordert das Handwerk ein landesweites Azubi-Ticket, das alle Auszubildenden, deren Wohnort oder Ausbildungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern liegt, einbezieht. Andere Bundesländer wie Sachsen bzw. Brandenburg oder Hessen sind hier mit dem 365-Euro-Jahresticket Vorbild. Das bisherige Mobilitätsprogramm des Bildungsministeriums MV greift bei der Unterstützung der Auszubildenden zu kurz. Wir müssen die duale Ausbildung gerade mit Blick auf die wirtschaftlichen Strukturen in ländlichen Regionen wieder attraktiver gestalten. Annähernd Dreiviertel der insgesamt 62.000 klein- und mittelständisch strukturierten Unternehmen in MV haben ihren Sitz im ländlichen Raum. Diese müssen heute ihre Fachkräfte für morgen ausbilden. Dabei darf keine wertvolle Zeit verschenkt werden“, so Präsident Hochschild.