Denkmal-Handwerker-Preis 2022 in M-V
Denkmaleigentümer und Handwerker im Neustädtischen Palais in Schwerin geehrt
Präsident Axel Hochschild gratulierte für die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in MV und betonte: „Bundesweit erzielen Handwerker in der Restaurierung einen jährlichen Umsatz von rd. 7,5 Mrd. Euro. Hier übernimmt das Handwerk - vom Maler und Lackierer, Glaser, Maurer, Tischler bis zum Stuckateur - kulturelle Verantwortung und setzt sich für den Schutz und das Bewahren dieses Erbes, das andere Generationen von Handwerkern geschaffen haben, ein. Der Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz erfordert fundiertes und umfassendes Sachwissen. Denkmalpflege setzt voraus, dass historische Techniken beherrscht werden, um Sanierungs- und Restaurationsarbeiten nach den Anforderungen moderner Denkmalpflege sachgerecht durchführen zu können. Denkmalpflege geht nur mit dem Handwerk.”
Mit dem „Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege“ wurden am Donnerstag, den 3. November 2022 sechs Denkmaleigentümer und 38 Handwerker unterschiedlicher Gewerke aus Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Die Festrede bei der Preisverleihung um 18.00 Uhr im Goldenen Saal des Neustädtischen Palais‘ in Schwerin hält Staatssekretärin Susanne Bowen in Vertretung von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Die Preisverleihung erfolgt zusammen mit dem Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Dirk Palige, und Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Der von der Stiftung gemeinsam mit dem Zentralverband gestiftete Preis wird jährlich in zwei Bundesländern an private Eigentümer verliehen, die bei der Bewahrung ihres Denkmals in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handwerk Herausragendes geleistet haben. Die an den Restaurierungsmaßnahmen beteiligten Handwerksbetriebe werden mit Ehrenurkunden ausgezeichnet, für die privaten Denkmaleigentümer ist der Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege pro Bundesland mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Im Jahr 2022 wurde der Preis in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ausgeschrieben, 2023 stehen Bayern und Hamburg an.
Die aus Vertretern des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, der Architektenkammer, den Handwerkskammern Ostmecklenburg-Vorpommern und Schwerin, der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern, des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bestehende Jury betonte die allgemeine Qualität der eingereichten Projekte sowie der beteiligten Handwerker und Architekten.
Mit einem ersten Preis (Dotierung 6.000 Euro) ausgezeichnet:
Wasserschloss Quilow
Quilow 45, 17390 Groß Polzin
Die Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern wird mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Unterstützt von einem engagierten Förderverein ist es der Stiftung gelungen, eines der wenigen renaissancezeitlichen Gutshäuser Mecklenburg-Vorpommerns von 1575 in Quilow zu retten. Nach der fehlgeschlagenen Sicherung durch eine für dieses Denkmal nicht passende Nutzung folgte jahrzehntelanger Stillstand, es drohte der endgültige Verlust. Mit einem fundierten neuen Konzept, einer angemessenen Nutzung sowie einer umfassenden sensiblen Vorplanung 2017-2020 ist es gelungen, eine Vielzahl von Fördermittelgebern zu überzeugen und dieses große und herausfordernde Vorhaben in einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung zu stemmen. Die komplexen statischen Probleme konnten mit geringer Eingriffstiefe sach- und denkmalgerecht gelöst werden. In enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und in vorbildlichem Zusammenwirken kompetenter Handwerksbetriebe wurde die Aufarbeitung und Restaurierung der wertvollen Bausubstanz innen und außen möglich. Bei der Freilegung und Restaurierung der baufesten Ausstattung und historischen Fassungen wurde behutsam und konservierend vorgegangen. Dem hochmotivierten, fast verwegenen Eigentümer ist es gelungen, einen attraktiven Mehrwert für die Kommune und die gesamte Region zu schaffen.
Wasserschloss Quilow
Dipl.-Ing. Architekt Friedrich v. Waldthausen
- Zimmerer:
Hochbau und Denkmalpflege GmbH - Dachdecker:
Westphal Bedachungen KG - Maler:
Atelier Gürke (Robert Gürke) - Stuckateur:
Jacobi Stuck & Bau GmbH - Gerüstbauer:
Gerüstbau Heiko Reichelt GmbH - Maurer:
Bauunternehmen Gorkow GmbH - Metallbauer:
Metallbau Böttcher (Marcus Böttcher) - Fliesenleger:
K. Neitzel GmbH - Estrichleger:
Hüneke Neubrandenburg GmbH - Tischler:
Tischlerei Braun (Peter Braun)
Mit einem Zweiten Preis (Dotierung 4.000 Euro) ausgezeichnet:
Wismar, Wohnhaus
Böttcherstr. 25, 23966 Wismar
Nach jahrzehntelangem Leerstand nahmen sich Eva und Dr. Bernd Nilius des im rückwärtigen Bereich bereits abgängigen Hauses Böttcherstr. 25 in Wismar an. Es ist eines der wenigen, im Kern mittelalterlichen Handwerkerhäuser Wismars, das heute den frühbarocken Zustand einer typischen Handwerkerbude zeigt. Das Haus hat durch die Eigentümer und das beteiligte, eingespielte Team von erfahrenem Planer und Bauleiter sowie qualifizierten und engagierten Handwerksbetrieben eine schon fast nicht mehr für möglich gehaltene Zukunft erhalten. In vorbildlicher Weise wurde dabei in routiniertem Zusammenspiel aller Gewerke die stark geschädigte Fachwerkkonstruktion, die Fassade und das Gebäudeinnere instandgesetzt. Es entstand zudem ein behutsam angefügter Ersatzbau für den abgängigen Kemladen und ein gelungener, denkmalgerechter Dachausbau. Planern und Handwerkern gelang hier auf engstem Raum eine Verbindung von modernem Wohnkomfort und historischen Befunden und Sonderheiten der bescheidenen „Bude“. Dafür, sich auf die Rettung und Wiedergewinnung so mutig und konsequent eingelassen zu haben, zeichnet die Jury das Ehepaar Nilius mit dem zweiten Preis aus.
- Zimmerer:
Zimmerermeister Thomas Stüwe - Dachdecker:
Christian Lonquich - Maurer:
Olaf Beutling Bauunternehmen GmbH - Tischler:
Möbeltischlermeister Thomas Adolphi - Maler:
Maler- und Lackierermeister Tim Schüller
Malermeister Thomas Vieth
Mit einem dritten Preis (Dotierung 2.500 Euro) ausgezeichnet:
Gutshaus Wolkwitz
Wolkwitz 7, 17111 Borrentin-Wolkwitz
Nach langem Leerstand fand das Gutshaus Wolkwitz von 1844 in Annkatrin Rabe seine leidenschaftliche Retterin. Als Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebes wurde das desolate Gutshaus wieder ein Schmuckstück mit kultureller Ausstrahlung. Mit einem Trupp hochqualifizierter, denkmalerfahrener und begeisterter Handwerker aus der Region konnten die trotz des desolaten Zustandes erkennbaren Qualitäten sowie die originale Struktur des Gutshauses wieder herausgestellt werden. Durch seine sorgfältige Restaurierung ist das Gutshaus heute in seiner ursprünglichen Nutzung wieder mit Leben gefüllt. Die fast verlorenen spätbarocken Formen insbesondere der Hauptfassade ebenso wie Details im Inneren konnten in großen Teilen erhalten oder in hoher Qualität nachgebaut werden. Für die konsequente Einforderung höchster Handwerkskunst bei der Rettung und Wiederherstellung dieses regionaltypischen Denkmals zeichnet die Jury Annkatrin Rabe mit einem dritten Preis aus.
Dipl.-Ing Hubertus v. Elverfeldt
Franziska v. Dewitz
- Zimmerer:
Ostsee-Zimmerei, Zimmermeister Jörn Schmidt - Maurer:
Bauhandwerksbetrieb Wolfgang Hicke - Maurermeister
Henry Gühds - Ofen- und Heizungsbauer:
Die Feuerwerkstatt Matthias Höber - Maler:
Malermeister Carsten Gahntz - Tischler:
Tischlerei Peter Braun - Metallbauer:
Schmiede Klaus Blecken - Elektrotechniker:
Elektroinstallationsbetrieb Hans-Jürgen Buth
Gutshaus Zarchlin
Dorfstr. 4, 19395 Barkhagen-Zarchlin
Nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlingsunterkunft, Schule und Konsum genutzt, hat das 1879 in massiver Ziegelbauweise erbaute Gutshaus von Zarchlin schwere Zeiten überstanden. Durch Marianne und Daniel Krüger wird das Gutshaus mit der angemessenen und denkmalgerechten Nutzung als Wohnung und individuelle hochwertige Gästeunterkunft nun wieder eine gute Zukunft haben. Unter konsequenter Verwendung natürlicher Baustoffe und historischer Handwerkstechniken entwickelte sich unter Einbindung engagierter und denkmalerfahrener Handwerker aus der Region eine vorbildliche Instandsetzung. Die Bereitschaft zur kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung aller Beteiligten ermöglichte einen maximalen Erhalt von Originalsubstanz in hoher Qualität – nicht nur bei den 101 Fenstern des Hauses. Für die erfolgreiche Suche nach den bestmöglichen Lösungen zugunsten einer nachhaltigen und vorbildlichen Herangehensweise zeichnet die Jury Marianne und Daniel Krüger mit einem dritten Preis aus.
Dipl.-Ing. Architekt Daniel Jo Krüger
- Tischler:
Holz & Design Holger Laesch
Tischlerei Kurt Schacht - Bau- und Möbeltischlerei
Egbert Neumann - Fliesenleger:
Fliesenlegermeister Frank Blume - Elektrotechniker:
Elektroinstallation Detlef Wiese - Installateur und Heizungsbauer:
Klempner- und Installateurmeister Gerd Frehse
FÖRDERPREIS
Wolfgang und Ursula Engelbarts-Förderpreis für besonders hervorragende Restaurierungsleistungen an denkmalgeschützten Objekten (Dotierung 500 Euro)
Schloss Kummerow
Am Schloss 10, 17139 Kummerow
Die Leidenschaft des Eigentümers Torsten Kunert war ein wahrer Glücksfall für das hochkarätige barocke Herrenhaus Kummerow von 1730/33. Die weitläufige Gutsanlage war weitgehend erhalten, aber in kritischem Bauzustand. Als Eigentümer prägte Torsten Kunert die Instandsetzung durch seinen konsequenten Anspruch an höchste Qualität ebenso wie durch das Konzept der klaren Erkennbarkeit von Original und Nachbau und durch sein Bekenntnis zur Erhaltung aller Zeitschichten. Durch die von ihm ermöglichte denkmalverträgliche kulturelle Nutzung schuf er einen herausragenden Kulturort in Mecklenburg-Vorpommern. Die Planungen, immer in enger Absprache mit den Denkmalbehörden, die Arbeiten der hochqualifizierten und denkmalerfahrenen Handwerksbetriebe und das routinierte Miteinander der Gewerke entsprechen der hohen Qualität des Denkmalbestandes. In Würdigung des mäzenatischen Einsatzes von Torsten Kunert, der die Übergabe des Schlosses in die Trägerschaft der gemeinnützigen KWI Grundbesitz GmbH noch zu Lebzeiten verfügte, zeichnet die Jury die KWI mit dem „Wolfgang und Ursula Engelbarts-Preis für besonders herausragende Restaurierungsleistungen an denkmalgeschützten Objekten“ aus.
Dipl.-Ing. Architekt André George
- Tischler:
Holzgestaltung Uwe Grimm GmbH - Bau- und Möbeltischlerei
Egbert Neumann
Tischlerei Kurt Schacht - Fliesenleger:
Bodo Krolop - Metallbauer:
Schmiede – Bauschlosserei Werner Guhl - Stuckateur:
Neumühler Bauhütte GmbH
Sonderpreis:
Wassermühle Roidin
Roidin 1, 17111 Utzedel, OT Roidin
Nach jahrzehntelanger unterlassener Sicherung und Pflege der um 1800 als Fachwerkbau errichteten Wassermühle in Roidin bedurfte es der Vision einer zukunftsfähigen Nutzung und eines gehörigen Stücks Gottvertrauen, um die Rettung von Wohn- und Mühlenteil anzugehen. Pfarrer Christian Bauer wagte die behutsame Notsicherung und den Start der denkmalgerechten Instandsetzung des Gebäudes. Er versicherte sich dabei der Unterstützung durch erfahrene Betriebe aus der Region. Sie setzten ihr handwerkliches Können dafür ein, einerseits die Spuren der Schäden nachvollziehbar zu lassen, andererseits die notwendige Wiederherstellung des Fachwerkgefüges und die Stabilisierung des Kellermauerwerks sowie der Gründung behutsam umzusetzen. Für dieses mutige Unterfangen vergibt die Jury einen Sonderpreis. Bei der Umnutzung als Kultur- und Begegnungsstätte wünscht die Jury Christian Bauer und seinen Mitstreitern weiterhin viel Kraft und Erfolg.
Dipl.-Ing. Stefan und Dorothea Gesell
- Zimmerer:
Zimmerei Alexander Bennke
Zimmerei Dietmar Blohm - Dachdecker:
Dachdeckerei André Saubert - Maurer:
Maurermeister Danilo Berndt