Auch das Handwerk spürt die Krise

Konjunkturumfrage_T
Adobe-Stock

Aktuelle wirtschaftliche Lage und Herausforderungen im Handwerk des Landes Mecklenburg-Vorpommern
 

Die aktuelle Umfrage zur Konjunktur im Handwerk von Mecklenburg-Vorpommern zeigt eine im Vorjahresvergleich etwas verschlechterte Lage in den befragten Unternehmen. Für die Monate Juli, August und September 2024 haben rund 81 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage noch als gut oder befriedigend bewertet. Das sind 6 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Der Geschäftsklimaindex ist von 102,5 auf 99,6 Punkte gesunken. 

Bei nahezu einem Drittel der Betriebe hat sich der Auftragsbestand reduziert und liegt unter dem für die Saison üblichen Durchschnitt. Die Auftragsvorlaufzeit in den befragen Betrieben ist im Schnitt auf 10 Wochen gesunken. Selbst in den bisher stark ausgelasteten Ausbauhandwerken, zu denen zum Beispiel das Elektro- oder das Heizungsbauerhandwerk gehören, sind die Auftragspolster von bisher 15 auf 10 Wochen abgeschmolzen.

Das spiegelt sich auch in den Umsätzen und wirkt sich auf die Investitionskraft aus. Rund 32 Prozent der Betriebe geben gesunkene Umsätze an, Steigerungen können hingegen lediglich 17 Prozent der Unternehmen melden. Rund 43 Prozent der Unternehmen geben an, weniger in ihr Unternehmen investieren zu können. 

Die Krise in Teilen der Industrie schlägt sich vor allen bei den Zulieferbetrieben nieder. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Geschäftslage hier deutlich verschlechtert. Etwas verbessert hat sich dagegen die Lage in den Kfz-Betrieben des Landes. 

Die schwache Gesamtwirtschaft in Deutschland und die durch Verunsicherung und Zukunftssorgen verursachte Kundenzurückhaltung beeinflussen auch die Nachfrage nach Handwerksleistungen,

so die Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammern Schwerin, Dr. Gunnar Pohl und Ostmecklenburg-Vorpommern, Jens-Uwe Hopf.

Die Belastbarkeitsgrenze des Handwerks sei in vielen Bereichen erreicht, Entlastungen nicht in Sicht. “Im Bund wird jetzt über eine mögliche Erhöhung der Sozialabgaben gesprochen, obwohl die rote Linie der 40-Prozent-Marke längst überschritten ist“, so die Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammern.

Bürokratieabbau kommt bisher über Ankündigungen nicht hinaus. Wenn Kommunen angesichts steigender Personalkosten in der Verwaltung und explodierender Sozialausgaben als erstes eine Erhöhung der Gerwerbesteuer erwägen, sind das die völlig falschen Signale, die die Unsicherheit in den Unternehmen und in den Belegschaften verstärken und die ohnehin gefährdete wirtschaftliche Basis für unser aller Wohlstand schwächen.

Auf den weiteren Konjunkturverlauf blicken die Handwerker im Land daher mit Sorge. Rund 28 Prozent stellen sich auf eine Verschlechterung der Geschäftslage ein, rund zwei Drittel hoffen noch auf eine gleichbleibende Entwicklung. 

Positiv sind angesichts der unsicheren Prognosen die stabile Beschäftigungsituation und die Ausbildungszahlen im Handwerk zu werten. Mit 2.029 neuen Ausbildungsverträgen zum 30.09. konnte landesweit das gute Ergebnis des vergangenen Jahres gehalten werden. Laut der aktuellen Konjunkturumfragen beider Handwerkskammern wollen mehr als 78 Prozent aller befragten Handwerksbetriebe in den nächsten Monaten ihre Mitarbeiter halten, 16 Prozent befürchten, Beschäftigte entlassen zu müssen, vor allem aus dem Bauhandwerk. 

An der Umfrage der beiden Handwerkskammern haben sich insgesamt 835 Handwerksbetriebe aus dem Land beteiligt.



Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern:
Zum Handwerk in MV gehören aktuell 19.735 Betriebe, etwa 112.000 Beschäftigte sowie 5.959 Auszubildende. Das Handwerk erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund neun Milliarden Euro. Ihm wird etwa 25 Prozent des Ausbildungsmarktes in MV zugerechnet.

Aus der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern:

Geschäftsklimaindex
HWK OM-V
Geschäftsklimaindex

Jahreszeitlicher Auftragsbestand
HWK OM-V
Jahreszeitlicher Auftragsbestand